Sonntag, 30. August 2009

... mal 'ne Karte zur Orietierung


Gerade hab ich auf dem Blog eines anderen Freiwilligen diese Karte gefunden, die ganz gut erkennen lässt, wie groß Buenos Aires ist und welche Strecken ich jeden Tag zurücklege.
Ich habe einmal den Stadtteil Flores eingezeichnet, wo sich unsere Wohnung befindet. Der gelbe Bereich ist sozusagen die Stadt Buenos Aires, genannt Capital. Diese Stadt selbst ist wie gesagt bereits rieeeeesig. Wenn ich zB zur Plaza de Mayo fahren möchte, welche sich mehr oder weniger an der Küste Capitals befindet, ist man schon gut und gerne mal ne Stunde mit dem Bus oder der Subte unterwegs.
Das Blaugefärbte ist Gran BsAs. In diesem Gebiet befinden sich einzelne Provinzen. Mein Projekt liegt zB in der Provinz La Mantanza und dort dann wieder in dem Barrio San Justo. Die Strecke von Flores nach La Paloma, was ich ebenfalls markiert habe, sieht auf der Karte gar nicht so weit aus. Doch auch für diese Strecke sitze ich ne gute Stunde im Bus.
So langsam bekomme ich immer mehr ne Orientierung in dieser riesigen Stadt, trotzdem bleibt jede Busfahrt zu einem bisher unbekannten Ziel ein Abenteuer und man freut sich, wenn man dann nach einer langen Fahrt tatsächlich am gewünschten Ziel ankommt...

Dienstag, 25. August 2009

La Paloma quien es rubia y juega la Bomba del Tiempo

(die Taube, die blond ist und Bomba del Tiempo spielt)
>> der Versuch, die Themen dieses Blogs in einer Überschrift zusammenzufassen <<

Buenas Noches todos!
Jetzt melde ich mich mal wieder, um zu berichten, wie es mir in der letzten Zeit so ergangen ist.
Seit anderthalb Wochen arbeite ich nun in meinem Projekt und kann sagen, dass es mir bis jetzt wirklich gut gefällt. Gleich am ersten Tag wurde ich von allen Mitarbeitern nett begrüßt und befragt, wie es mir bis jetzt in Argentinien ergangen sei. Auch die Kinder waren wahnsinnig neugierig, wer ich bin und wo ich herkomme. Ich kann ja mal erzählen, was "La Paloma" genau ist und wie ein gewöhnlicher Tag im Projekt so abläuft:
La Paloma ist ein Sozialprojekt der IERP (sozusagen die Vereinigung aller evangelischen Kirchen am Rio de la Plata >> meine Organisation hier vor Ort), welches sich in San Justo / La Mantanza, also ca. ne Stunde Busfahrt von Flores entfernt, befindet. Nach der Schule können die Kinder aus den umliegenden Barrios, die fast alle aus armen Familien stammen, ins Projekt kommen. Um 13 Uhr gibt es Mittagessen, das von der projekteigenen Köchin zubereitet wurde. Toll ist, dass das Essen, im Vergleich zur sonst üblichen Ernährung der Kinder, sehr gesund ist. Es gibt fast immer Reis, Nudeln oder Kartoffeln mit n bisschen Gemüse und Fleisch. Nach dem Mittagessen müssen alle Kinder sich die Zähne putzen und duschen. Es ist immer ein Sapß mit anzusehen, wie es doch irgendwie jedes Kind schafft, sich in dem ganzen Chaos etwas Zahnpasta, Shampoo und neue Kleidung zu ergattern. Wenn dann um halb drei irgendwann die Schlacht im Bad mit allen geschlagen wurde, ist Zeit mit den Kindern in ihren jeweiligen Gruppen zu spielen. Insgesamt gibt es in La Paloma drei Gruppen: die kleinen Kinder (ca. alle 5 bis 8-jährigen), die großen Kinder (9 bis 12 Jahre) und die Jugendlichen (ab 13 bis ungefähr 18/19 Jahre). In jeder Gruppe sind zwischen 10 und 12 Kinder, die von jeweils zwei Mitarbeitern betreut werden.Während die Kleinen vorrangig spielen, malen oder raufen, wird mit den Großen häufig auch schon inhaltlich zu irgendeinem Thema gearbeitet. Seit einigen Tagen lautet das Thema zB "la bicicletta", das Fahrrad, da in zwei Wochen eine Fahrradtour geplant ist. Heute wurde dann anhand eines Quizes, bei dem man mit Dartpfeilen die Fragen erwerfen musste, die Geschichte des Fahrrads erarbeitet.


So um und bei 16 Uhr ist die Spielphase dann vorbei und alle Gruppen treffen sich zur Merienda im Speisesaal wieder. Als "Merienda" wird hier das Kaffeetrinken bezeichnet, das für die Kinder aus Kakao und für die Erwachsenen aus (klar, was sonst?) Mate besteht. Dazu gibt es dann noch ganz viele süße Kekse, wobei ich immer wieder überrascht bin, was für eine Schweinerei die Kinder aus so n paar Keksen und Kakao veranstalten können. Nachdem dann alles wieder aufgeräumt wurde, neigt sich der Tag dem Ende. Meistens wird noch ein Spiel gespielt oder eine Geschichte vorgelesen, bevor die Kinder ihr Busgeld für den nächsten Tag bekommen und anschließend nach Hause fahren.
Insgesamt herrscht eine sehr liebevolle und friedliche Atmosphäre, was vor allem den Mitarbeitern zu verdanken ist, die sich trotz der ganzen Kinder und des mit ihnen verbundenen Chaos' nicht aus der Ruhe bringen lassen. Richtigen Stress habe ich bis jetzt noch nicht erlebt.
Bisher habe ich den Eindruck gewonnen, dass das Projekt hauptsächlich all das aufzufangen versucht, was in den Elternhäusern der Kinder falsch läuft bzw. gar nicht erst stattfindet. Sowohl praktische Dinge, wie Essen und Zähneputzen als auch "emotionale" Dinge wie Zuwendung, Kuscheln und Spielen.
Ich laufe bis jetzt einfach so mit, gucke mir die Tagesabläufe an, helfe hier und da, lerne die Kinder kennen und versuche so viel wie möglich zu verstehen. In ein paar Wochen werde ich dann gemeinsam mit der Chefin entscheiden, in welcher Gruppe ich aktiv mitarbeiten werde. Bis dahin genieße ich noch den Sonderstatus als neue Voluntärin, die sich erst eingewöhnen muss ;) Also insgesamt gefällt mir das Projekt wirklich gut, die Kinder sind super und auch mit den Mitarbeitern komme ich gut klar. Allerdings merke ich schon, dass ich noch lange nicht so in das Projekt integriert bin wie meine Vorgängerin, mit der ich natürlich sehr oft verglichen werde. Da brauche ich einfach noch Zeit, bis ich so meinen Platz gefunden habe... Aber das ist ok, ich bin ganz optimistisch.

Des Weiteren mache ich immer öfter die Erfahrung, dass es Vor- UND Nachteile hat als blondes, blauäugiges Mädchen in Argentinien zu leben.
Vorteile: Ich war bis jetzt 4x in der Boliche (Disco) und habe noch nciht ein mal Eintritt bezahlt, sondern wurde von den Türstehern immer einfach so durchgewunken. Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt mir mein europäisches Aussehen zugute. Egal wie voll es ist, es wird einem meistens ein Sitzplatz angeboten. Sehr bequem so etwas... Die Argentinier können halt auch Gentlemen sein, wenn sie wollen.
Nachteile: Man fällt halt immer als Fremde auf und wird auch dementsprechend gemustert/angestarrt. Außerdem lassen die Anmachen meist nciht lange auf sich warten. Ich muss beispielsweise immer wenn ich ins Projekt fahre an so einer Landstraße aussteigen, wo sehr viele Lastwagen und LKWs fahren. Dabei ist es mir bis jetzt jeden Tag (!) passiert, dass irgendwelche LKWs mich anhupen und die Fahrer sich aus dem Fenster lehnen, mich anglotzen und manchmal auch noch so n Schwachsinn wie "He Rubia! Quieres llegas?" (Hej Blondie, willste einsteigen?)
Auch die Kinder fummeln mir die ganze Zeit in den Haaren rum und fragen, ob ich gefärbte Kontaktlinsen trage oder ob das meine echte Augenfarbe sei und ob in Deutschland alle so groß sind wie ich. Immer wenn ich dann erzähle, dass mein Bruder, Vater und Onkel fast alle 2m groß sind, kriegen sie dann ganz große Augen und können es gar nciht so richtig glauben.
Naja, ich bin gespannt, wann ich mich an dieses "anders aussehen" gewöhnt haben werde. Im Moment ist es noch sehr ungewohnt und teilweise eben auch lästig für mich...


Tjaaa... was ist sonst noch so passiert? Ach ja, am Wochenende hat Matheo, ein anderer Voluntär, seinen Geburtstag gefeiert. Dazu haben sich alle Voluntäre, die noch im Großraum BsAs wohnen und Zeit hatten in seiner WG in Quilmes getroffen. Es wurde gegrillt (köstliches Grillfleisch!), getrunken, geschanckt und anschließend noch in der Boliche gefeiert. Fotos davon gibt es in meinem neuen Fotoalbum zu sehen.


Gestern abend war ich mit Jonas (meinem Mitbewohner) und zwei weiteren Freundinnen auf einem Konzert von "Bomba del Tiempo", einer mehrköpfigen Murgatruppe. Das Konzert fand in so einem großen, alternativ angehauchten Kulturkomplex statt - ein bisschen wie "die Pumpe" in Kiel. Überall Graffitis, junge Leute und eine über allem schwebende Graswolke. Das Konzert war auf jeden Fall meeeega fett !! Ist schon cool, wenn so zwölf Leute mit voll Karacho auf ihre Trommeln einschlagen und das Publikum dazu so abgeht, als handle es sich um Hardcore Rock...


Des Weiteren habe ich endlich daran gedacht, meine erste eigene Mate zu fotografieren, die jetzt schon ihren perfekten Patz in unserem Küchenregal gefunden hat - gleich neben der CampusSuite-Tasse (vielen Dank an dieser Stelle noch mal an Sönke, Tini und Moana - sie begleitet mich und meinen Tee jeden Morgen !).



Außerdem war ich vorhin mit Simon in so einer Art Möbel-Outletstore und habe mir eine Kommode für mein Zimmer besorgt, die ich auch gleich mal mitfotografiert habe. Das Ding ist zwar sehr spartansich zusammengezimmert, hat dafür aber auch nur 119 Peso gekostet (also ca. 22 Euro). Die Investition lohnt sich für ein Jahr, dachte ich mir. Jaja, so langsam richte ich mir mein Reich immer mehr so ein, dass es mir gefällt...

Ach noch eine Info für alle, die versuchen mich zu erreichen: Ich habe seit einigen Wochen ein argentinisches Handy. Die Nummer ist bei meinen Eltern oder bei Stine zu erfragen. Das deutsche Handy hab ich ausgeschaltet und gucke nur ab und zu mal nach. Ansonsten könnt ihr mich ziemlich locker über Skype, Facebook oder StudiVZ kontaktieren. Ich freue mich über alle Nachrichten aus der Heimat!

So, es ist zwar noch viel mehr passiert, wovon ich gerne berichten würde, aber meine schriftstellerische Kreativität ist für's Erste mal wieder erschöpft.
RESPEKT übrigens an all die Leute, die sich wirklich immer noch die Mühe machen, meine Einträge zu lesen. Es freut einen, zu wissen, dass es doch so viele Menschen gibt, die sich für das, was ich hier gerade alles erlebe interessieren!
Für die, denen es zu lange Texte sind: Guckt euch die Bilder an, die vermitteln auch schon n ganz guten Eindruck von allem ;)
In diesem Sinne:
Ciao y un beso
eure Merle

Sonntag, 16. August 2009

Seminar, Spanisch, Drogen, Armut, WG... viel zu erzählen.






Hola mis amigos !!

Nachdem ich jetzt von mehreren Seiten gerügt wurde, weil ich „so lange“ keinen Blog mehr geschrieben habe, dachte ich, dass es nun mal wieder an der Zeit ist, ein bisschen aus meinem immer argentinischeren Leben zu berichten.

Seit gestern ist also unsere Capacitación, das Einführungsseminar, zu Ende und wir sind nun im „richtigen Leben“ angekommen. Aber der Reihe nach…

Die letzte Woche im Isedet war wirklich toll! Wie das immer so ist, wächst eine Gruppe vor allen Dingen gegen Ende gut zusammen, sodass es dann schade ist, wenn man wieder auseinander geht. In den letzten Tagen hatten wir viele organisatorische Treffen, in denen es viel um die Organisation unseres Visums (hui… das ist vielleicht eine umständliche Geschichte. Fast so viel Bürokratie, wie in Deutschland!) und um die Vorbereitung auf die Projekte ging. Am Mittwoch habe ich zum Beispiel einen Workshop gemacht, der sich „Manualidades“ nannte, zu Deutsch: Wie man aus wenig viel macht. In diesen 3 Stunden haben wir gelernt, wie man tolle Sachen aus Müll basteln kann. Ich habe zum Beispiel aus leeren Jogurtbechern, Raviolidosen und Eierpappen ein Schlagzeug gebastelt. Andere haben aus alten Kartons ein Puppentheater gestaltet. Es ist wirklich gut, solche Dinge mal gemacht zu haben, da in den Projekten oft nicht das Geld für teures Tonpapier o.ä. vorhanden ist und man daher eben so gucken muss, wie man die Kinder mit anderen, einfacheren Dingen beschäftigt. Und basteln mit Müll ist da ’ne super Alternative, wie ich finde…

Eine weitere Sache, die mich beeindruckt hat, war ein Vortrag zum Thema Drogen. Fast alle Kinder, mit denen ich arbeiten werde, kommen aus den umliegenden Villas (Armenvierteln), in denen Drogen und Gewalt an der Tagesordnung sind. Eine relativ neue Droge, die hier in Argentinien kursiert, nennt sich PACO. Paco ist mehr oder weniger ein Abfallprodukt vom Koks, das je nach Dealer mit Sachen wie Medikamentenabfällen, Glasfasern oder Holzspänen gestreckt wird. Dieses Zeug wird dann geraucht und macht hochgradig abhängig und ist absolut lebensgefährlich. Das Problem ist eben, dass es eine sehr billige Droge ist, die einen kurzen, aber enormen Kick gibt. Paco ist daher vor allen Dingen ein Problem der unteren Bevölkerungsschichten. Sogar Kinder rauchen das Zeug, da es den Hunger stillt und einfach zu bekommen ist. Viele von den Kindern, mit denen wir arbeiten werden, sind ebenfalls davon betroffen. Ich bin mal gespannt, was für einen Umgang ich mit dem Thema entwickeln werde (müssen)…

Insgesamt hat das ganze Seminar sehr viel Spaß gemacht und war auch wirklich gut, um inhaltlich auf die kommende Arbeit vorbereitet zu werden. Außerdem war der tägliche Sprachkurs wirklich sinnvoll… Apropos Sprache: Mein Spanisch macht große Fortschritte. Neulich bin ich ganz alleine losgezogen, um meine Handyprobleme zu lösen und hab mit Freude feststellen können, dass ich meine Fragen verständlich stellen konnte UND sogar die Antworten verstanden habe!! Es ist wirklich toll, zu merken, dass man immer mehr, von dem was um einen rum passiert, seien es Gespräche in der UBahn oder irgendwelche Liedtexte im Radio, versteht. Und auch das mit dem selber sprechen klappt schon besser, als noch vor n paar Wochen. Zwar mache ich gerade grammatikalisch noch viiiiiele Fehler, aber ich besitze immerhin schon einen Grundvokabular, dass sich im Alltag benutzen lässt. Ich bin guter Dinge… Mal gucken wie das nach meinen ersten Tagen im Projekt aussieht. Dort spricht nämlich niemand Englisch, geschweige denn Deutsch.

Am letzten Tag haben wir vormittags alle zusammen einen Brunch im Innenhof des Isedets gemacht, um den Abschluss unserer Sprachkurse zu feiern. Davon findet ihr auch Bilder in dem Album „Capacitación“. Abends wurde dann eine letzte Andacht gefeiert, anschließend gab es dann ein grooooßes Asado. Beim Asado wird ganz viel Grillfleisch serviert, das frisch über dem Feuer zubereitet wurde. Zwar gibt es dazu noch Beilagen, aber das Hauptaugenmerk liegt absolut auf dem Fleisch! Zu Beginn hab ich nicht geglaubt, dass es möglich wäre, für über 50 Leute zu grillen… Ich wurde eines Besseren belehrt! Die Argentinier können locker für 50 Leute grillen.
Auf jeden Fall war das ein schöner letzter Abend für alle!

Am nächsten Tag kam dann allerdings der Abschied, was weniger schön war. Zum einen weil wir die Spuren des Vorabends beseitigen mussten (schließlich wurde noch ordentlich gefeiert), zum anderen weil man das Chaos in den Zimmern auflösen musste. Und außerdem sind Abschiede sowieso immer blöd… Die Stimmung war allseits gemischt. Auf der einen Seite ist die Schonzeit nun vorbei und man wird sozusagen ganz alleine ins kalte Wasser geschmissen, auf der anderen Seite freut man sich auch, dass die lange Phase der Vorbereitung nun vorbei ist und es endlich so richtig los geht!

So fuhren gestern also alle per Bus in ihre jeweiligen Projekte. Für einige ging es nach Uruguay, für andere nach Paraguay, wieder andere machten sich auf den Weg in die nördlichen Provinzen Argentiniens… Naja, und wieder andere sind einfach in Buenos Aires geblieben.

So bin ich gestern mit meinen beiden Mitbewohnern in unsere WG gezogen, die sich nur 3 Quadras vom Isedet entfernt befindet. Das war n cooles Gefühl für uns alle drei – die erste eigene Wohnung aufzuschließen und zu beziehen!!
Ich hab auch schon Fotos von der WG hochgeladen und sogar ein kleines Video gedreht, in der ich einen Rundgang durch die Wohnung mache. Könnt ihr euch in dem Album „unsere Wohnung“ angucken!
Mir gefällt die Wohnung nach wie vor wirklich gut. Sie ist zwar klein, aber trotzdem gemütlich und irgendwie schön. Des Weiteren liegt sie einfach total zentral, direkt an der Plaza Flores. Das heißt: Alle Busse fahren quasi direkt vor meiner Haustür ab. Supermarkt, Bäckerei, Gemüsehändler, Wäscherei ist alles um die Ecke… Mit Jonas und Simon, meinen beiden Mitbewohnern, verstehe ich mich nach wie vor bestens! Ich glaube, es warten lustige Zeiten auf uns drei.

In Flores (so heißt der Stadtteil, in dem ich wohne) kann ich mich auch schon viel besser orientieren und fühle ich mich immer mehr zu Hause. Gerade tagsüber ist hier wirklich viel los. Nachts ist es allerdings ein bisschen unheimlich, da viele Obdachlose in den Straßen schlafen, was auf der anderen Seite schon wieder schlimm anzusehen ist. Neulich habe ich nachts eine Familie gesehen, die auf der Straße lebt. Während der Vater irgendwie versuchte, sich und das Baby mit Pappkartons zuzudecken, hat die Mutter im Straßenmüll nach Essensresten gesucht. So etwas jeden Abend zu sehen, da es sich einfach vor deiner Haustür abspielt, ist schon irgendwie ungewohnt, traurig, bedrückend... (mir fällt kein wirklich passendes Wort ein.)

Flores ist einer der wenigen Stadtteile in Buenos Aires, in denen alle drei Bevölkerungsschichten zu finden sind (reich, mittel, arm), was häufig Überfällen führt.
Daher darf ich mich abends nicht alleine draußen bewegen, was irgendwie umständlich und nervig ist. Aber naja… hilft ja nix. Ein Ex-Voluntär hat mir neulich gesagt: Alleine wärest du ein gefundenes Fressen für n Überfall – blond, gut/reich angezogen, mit Tasche -> keine Chance! Insofern nehme ich es dann doch in Kauf, zeitlich an andere gebunden zu sein anstatt nachts alleine durch die Gegend zu laufen.

Da Montag irgendein argentinischer Feiertag ist, genießen wir im Moment noch unser langes Wochenende. Gestern waren wir beispielsweise auf Geburtstagsfeier von einem ehemaligen Voluntär und heute haben wir zu sechst einen Ausflug zu so einem Naturschutzreservat gemacht, das mitten Buenos Aires liegt. Naja… so spektakulär war die Natur da jetzt nicht, aber trotzdem war es schön, mal etwas anderes als Hochhäuser zu sehen.
Außerdem haben wir gerade den ersten großen WG-Einkauf gemacht und das erste mal gemeinsam gegessen.

Mal gucken, was wir morgen machen. Vielleicht mache ich mich mal auf die Suche nach Möbeln für mein Zimmer – ach ne, ist ja Feiertag! Nagut… dann wann anders.

Huiiii… das war jetzt aber ein langer Eintrag. Und bestimmt hab ich trotzdem noch wichtige Dinge vergessen. Dienstag geht’s für mich dann das erste mal zur Arbeit, worauf ich mich schon sehr freue! Dann berichte ich wieder neu.

Hasta luego, mis amigos!


Mir geht’s gut, ich hoffe euch auch.

eure Merle

Sonntag, 9. August 2009

Fotos !!!!!!!!!!!

Sooooo, es ist endlich so weit!
Ich hab es mit einiger Hilfe der hier anwesenden computerbewanderten Herren geschafft, mir ein Webalbum anzulegen. Das heißt ich kann ab jetzt regelmäßig Fotos hochladen und sie euch in einem Onlinealbum präsentieren. Damit ihr diese Onlinealben angucken könnt, müsst ihr einfach auf den Link "Bilder" oben rechts an der Seite klicken. Probiert's mal aus...

Heute waren wir beispielsweise wieder auf einer Feria, dieses Mal in dem kleinen Stadtteil San Telmo. Es war sehr nett, allerdings wesentlich touristischer, als die Ferias auf denen wir die letzten beiden Wochenenden waren. Naja, die traditionellen Folkloregruppen und Tangopäärchen hat man sich dann natürlich trotzdem angeguckt.
Und das wichtigste: Heute habe ich mir meine erste eigene Mate gekauft! Das ist wirklich ein kleines besonderes Ereignis, da die Argentinier sagen, dass jeder seine eigene, zu ihm passende Mate finden muss. Sprich: die Verzierung der Mate, die du dir ausgesucht hast, sagt gleichzeitig etwas über deine Persönlichkeit aus.
Clever wie ich bin, hab ich natürlich vergessen die zu fotografieren. Kommt noch...
Sie ist klein, rund, dunkelrot und mit so eingeschnitzten Blüten verziert. Mir gefällt sie!

Samstag, 8. August 2009

So, jetzt schreibe ich noch eine Ergänzung zu dem letzten Eintrag über die Murga.
Wir sind mit dem Zug (und später noch Bus) zur Casa San Pablo gefahren. Die Casa San Pablo ist ein anderes Straßenkinderprojekt der IERP in dem einige von unseren Freiwilligen arbeiten werden.
Zug fahren ist hier in Argentinien auch eine ganz andere Angelegenheit als in Deutschland. Züge kommen prizipiell nie pünktlich - nie! Als ich einem Argentinier erzählt habe, dass die Deutsche Bahn ihren Kunden bei Verspätung den Fahrpreis zurück erstattet, hat der sich halb tot gelacht. Er meinte, wenn das in Argentinien der Fall wäre, wäre er mitlerweile wahrscheinlich Millionär.
Naja, auf jeden Fall gibt es in jedem Zug einen Wagon ohne Bänke, wo die Leute einfach rumstehen, ihre Fahrräder transportieren oder auf m Boden sitzen. Außerdem stehen in diesem Abteil die Fenster sperrangelweit auf, was natürlich als sofortige Einladung interpretiert wird, gegen das Rauchverbot zu verstoßen. Und so kommt es, dass in diesem Wagon eben sehr viel geraucht wird - und zwar alles! Der Geruch von Marihuana, der in der Luft liegt ist derartig penetrant, dass er einfach nciht zu überriechen ist. Ist schon n komischer Unterschied... stellt euch mal vor, ihr würdet in Dtl in n Zug steigen und das ganze Abteil ist erst mal am kiffen...
Naja, unsere Gruppe war dann auf jeden Fall sehr schnell das Zentrum der Aufmerksamkeit. Klar, wir hatten ja auch drei blonde Mädels dabei. Grund genug für die ArgetniniER (!), sich um uns zu stellen und uns eine geschlagene halbe Stunde anzustarren.Wir wurden angesprochen, gefragt woher wir kommen, was wir hier machen und ob wir Interesse hätten, etwas von ihrem Gras zu kaufen. Verrücktes Land, verrückte Leute!

Wo wir gerade beim Thema öffentliche Verkehrsmittel sind: Am Liebsten fahre ich hier UBahn bzw hier "Subte" genannt. Die kostet pro Fahrt 1.25$, also umgerechnet etwa 0.23€. Die Ubahnlinie, die wir hier am meisten nutzen, wird von so ganz alten, antiken Zügen befahren. Es ist echt jedes Mal ein Erlebnis, wenn du erst mal ne halbe Minute mit der Abteiltür kämpfen musst, bevor sie aufgeht und der Zug dann fast schon wieder weiterfährt.
Aber dafür reist man eben mit dem schönen, gemütlichen Flair dieser Züge...

Ansonsten gehts mir nach wie vor gut. Mittlerweile sind ziemlich viele der Voluntäre hier krank geworden. Ich hab zum Glück kein Fieber oder so, sondern nur n bisschen Schnupfen und Halsschmerzen. Damit kann ich aber leben, indem ich einfach ganz viel Tee trinke und mit schönen homöopatischen Salben rumschmiere (lieben Gruß an Mama an dieser Stelle ;)

So, nach einiger Zeit hab ich es dann auch endlich mal geschafft, ein paar Fotos zu machen, bzw mir die Bilder von den anderen geben zu lassen.
Links ist ncoh mal ein Bild vom Murga trommeln, rechts helfe ich dem Benny gerad dabei Spätzle zu kochen und auf dem Bild links unten bekommt ihr einen Eindruck von dem Chaos, das bei uns im Zimmer herrscht. Klar, wenn 8 Mädels drei Wochen in einem Zimmer ohne Schränke und Regale wohnen... Das vierte Bild zeigt die Avenida de Mayo, eine der größten und befahrendsten Straßen in BsAs, mit dem berühmten Obelisken im Hintergrund. Welch schöne Stadt... Auf jeden Fall solche Teile davon...

So, jetzt haben n paar Jungs gerade Gyrosauflauf gekocht. Bin gespannt wie das schmeckt, boah hab ich Hunger!
un abrazo
eure Merle


Mittwoch, 5. August 2009

Murga - trommeln und tanzen..!



Hola :)
Gerade bin ich von meinem Murga-Workshop wiedergekommen, der eines der absoluten Highlights bis jetzt war!
Wie ich ja schon bei der Beschreibung der Demonstration erklärt habe, ist die Murga (große Trommeln aller Farben und Formen) hier ein Instrument, das vorrangig von der armen Bevölkerung gespielt wird. Mit diesem rhythmischen, lauten und absolut tollen Krach verschaffen sich die Menschen Gehör und drücken ihre politische (meist linke) Meinung aus. Alle die gerade nciht damit beschäftigt sind zu trommeln, tanzen dazu. Der Tanz besteht ebenfalls aus rhythmischen Grundschritten, kombiniert mit verschiedenen Kicks und einer ganzen Menge Freestyle. Auf jeden Fall sieht es meeeeeeeeega toll aus, wenn ganz viele Leute gleichzeitig zu den Trommeln tanzen und sich so ausdrücken.
Der Workshop wurde für uns angeboten, da viele Kinder und Jugendliche in den Projekten, wo wir arbeiten werden, oft Murga tanzen und spielen. Es hat sooooo viel Spaß gemacht! Wirklich! Absolut toll.
Das kleine Video, was ich da hochgeladen habe (wofür Blogspot eeeeewig gebraucht hat!) hab ich am Ende des Worshops kurz aufgenommen, damit ihr einen Eindruck davon bekommen könnt, was bei der Murga so abgeht. Leider hab ich meine Kamera am Anfang noch nciht dabei gehabt, als die Jungs, die den Workshop geleitet haben, gezeigt haben, was sie so drauf haben. Das war ncoh um einiges beeindruckender, als das "Rumgehampel" was wir Amateure da veranstalten. Trotzdem cool!
So, jetzt bin ich toooootmüde.
Buenas Noches

Dienstag, 4. August 2009

Hui hui hui... Die Zeit schreitet wirklich rasant voran. Jetzt bin ich schon fast zwei Wochen hier und dabei kommt es mir her wie n paar Tage vor. Gestern lag ich im Bett und hab auf die Wasserflecken und die sich abblätternde Tapete an der Wand geguckt und mich daran erinnert, wie ungemütlich/ranzig ich das am ersten Tag noch fand. Naja, und mitlerweile denke ich nur: "Ist doch schön hier, ich fühl mich wohl." Krass, wie schnell man sich an alles gewöhnt...

Am Sonntag waren wir auf einer weiteren Feria, dieses Mal im mehr oder weniger "nobelsten" Viertel von BsAs, was sich auch sofort an den Preisen bemerkbar machte. Trotzdem war es wieder schön, sich von der entspannten Atmosphäre berieseln zu lassen und die unglaubliche Lebensfreude der Argetnier auf sich wirken zu lassen. Schon toll zu sehen, wie so n paar Jungs ne komplette Wiese mit ihren Flic Flacs und der entsprechenden Animation unterhalten können :)

Gestern haben wir nachmittags einen Ausflug zum ehemaligen Foltergefängnis, der ESMA, während der Militärdiktatur gemacht. Leider war die Führung größtenteils auf rasantem Spanisch, so dass wir nciht sooo viel mitbekommen haben. Naja, und das was dann grob übersetzt wurde, wusste ich schon vorher. Also insgesamt fand ich den Ausflug etwas enttäuschend, da auch die betreffenden Räume nicht mehr in ihrem Originalzustand zu besichtigen waren sondern sehr verändert wurden... Schade... wobei das wahrscheinlich auch wieder ein Indiz dafür ist, dass die Argentinier mit diesem dunklen Kapitel ihrer Geschichte noch lange nciht aufgeräumt haben.
Danach sind wir zu einer Menschenrechtsorganisation gefahren, die eng mit der IERP zusammenarbeitet. Das war toll zu sehen, wie die arbeiten. Beispielsweise haben sie kleine Malhefte mit Geschichten für Kinder zum Themen wie Gewalt und sexueller Missbrauch entworfen. In den Heften wird mehr oder weniger auf spielerische und künstlerische Art vermittelt, dass man ein Recht auf seinen eigenen Körper und seine eigenen Entscheidungen hat. Dann wurde erzählt, dass erst kürzlich ein Kindergericht die ausgefüllten Bücher zweier Mädchen zur Ermittlung herangezogen hat und das schlussendlich auf der Grundlage dieser Bücher zwei Männer, die eben diese Mädchen vergewaltigt haben, verurteilt worden sind. Wenn man solche Geschichten hört, dann bekommt man ein bisschen das Gefühl, dass gerade diese kleinen Arbeiten, die wir auch bald machen werden, in dem doch sehr goßen Sumpf der Ungerechtigkeit etwas bewirken und helfen können...
Morgen mache ich bei einem Murga-Workshpo mit - da bin ich seeehr gespannt drauf!
Bis denn dann, eure Merle

Samstag, 1. August 2009

Rimbombante...

Hola alle miteinander!
Jaaaa, unsere Capacitación schreitet immer weiter voran. Die Gruppe versteht sich immer besser und wir haben wirklich viel Spaß gemeinsam hier in BsAs. Gestern abend haben wir das erste Mal das Nachtleben getestet. Party geht hier erst wahnsinnig spät los, so gegen 2 Uhr nachts vielleicht. Vorher sitzt man in Bars oder steht schon mal in der meterlangen Schlange vor dem Club an. Die Eintrittspreise sind hier übrigens sehr frauenfreundlich (Frauen 15 Peso, Männer 30). Drinnen ist es zwar rappelvoll, aber trotzdem eiskalt, da die Terassentüren aufstehen und der Meerwind die ganze Zeit reinweht. Naja, und euphorisiert von den billigen Getränkepreisen (Dose Bier 3Peso = ca. 60 cent) trinkt man eben auch ne ganze Menge. Aber keine Angst: alles in angemessenem Rahmen... Was allerdings wirklich anstrengend war war, dass man bzw. Frau in einer Tour von den Latinos angebaggert wurde. Entweder laberten sie einen nonstop zu, wollten mit dir tanzen oder einfach nur deine blonden Haare anfassen. Und wenn das alle 2 Minuten passiert ist das wirklich irgendwie nervig und unangenehm. Aber auch an solche Dinge muss ich mich wohl mehr oder weniger gewöhnen. Zum Glück waren wir in einer großen Gruppe unterwegs, sodass unsere Jungs die ganzen Latinos ein bisschen auf Abstand gehalten haben. Auf jeden Fall war der Abend gestern RIMBOMBANTE (dt.=bombastisch, aufgepimpt), auch wenn wir erst nach 6 zu Hause waren.

Was auch wirklich spaßig ist, ist das tägliche gemeinsame kochen. Und entsprechend der verschiedenen Regionen aus denen wir hier alle kommen, sind auch die Gerichte geprägt. Gestern haben bspw. die hier anwesenden Schwaben die Initiative ergriffen und selbstgemachte (!) Spätzle mit Geschnätzeltem gekocht. Das war köööööööstlich!

Vorgestern waren wir mit der Gruppe in der Deutschen Botschaft und anschließend in der Innenstadt unterwegs, wo wir am Ende Zeugen einer Demonstration wurden. Vor kurzer Zeit hat BsAs einen neuen Bürgermeister gewählt,
der einer rechten Partei angehört. Dieser hat vor
einigen Tagen eine Art Gesetz erlassen, das besagt, dass die hiesige Polizei ab sofort keine öffentlichen Demonstrationen mehr zulassen darf. Naja... und um gegen dieses Gesetz zu protestieren sind die Argentinier halt erst mal auf der Straße demonstrieren gegangen ;) Was wir hier auch schon mitkriegen ist, dass in Argentinien das politische Leben viel viel mehr auf der Straße stattfindet, als in Deutschland. Und dementsprechend eindrucksvoll war eben auch diese Demonstration. Die überwiegend jungen Leute laufen verkleidet, mit riesigen Bannern und Plakaten ausgestattet durch die ganze Stadt und legen so den kompletten Straßenverkehr lahm. Überall hört man die Murga (eine große Trommel, Instrument des politischen Protest), Megafone, Sprechchöre. Aber auch solche Leuchtraketen-Schreckschusspistolendinger und Schlagstöcke sind zu sehen, wodurch schon irgendwie eine leucht aggressive und unruhige Atmosphäre entsteht. Trotzdem sehr beeindruckend.

Naja, jetzt noch kurz was zu den Sachen, die konkret mein Jahr hier betreffen.
Ich hab die Wohnung gesehen, in die ich in 2 Wochen mit meinen beiden Mitbewohnern einziehe. Sie ist sooooo schön! Klein, fein, sauber, bunt gestrichen und super zentral gelegen. Ich freue mcih sehr darauf, dort zu wohnen.
Des Weiteren war ich gestern mit Kara, meiner Vorgängerin (sowohl in der Wohnung als auch im Projekt) in La Paloma. La Paloma ist das Straßenkinderprojekt in dem ich bald arbeiten werde. Und auch das hat mir, so auf den ersten Blick, wirklich gut gefallen. Leider sind hier im Moment gerade Winterferien, sodass die Kinder nciht da waren. Trotzdem war es gut, alles einmal zu sehen, die Chefin kennenzulernen und mir von Kara schon mal ein paar Dinge erklären zu lassen. Auf jeden Fall hab ich ein gutes Gefühl und bin gespannt auf meinen ersten Arbeitstag in 2 Wochen.

So, das war's jetzt aber. Listo!