Sonntag, 20. September 2009

Hasta la victoria siempre !

(~Bis zum ewigen Sieg !)

Hola Queridos y Queridas =)

Dieser Blog trägt die Parole des wohl allseits bekannten Geruillakämpfers und Revolutionär Ernesto "Che" Guevara als Titel. Anlass dafür gibt ein Kunstwerk, welches mein Mitbewohner letzte Woche erschaffen hat. Mein lieber Mitbewohner Jonas kam nämlich auf die glorreiche Idee, unseren Patio (Innenhof), den wir ja vorrangig zum chillen, Bierchen trinken, nett beieinander sitzen, in der Hängematte gammeln nutzen, mit dem Antlitz des berühmten Che zu verschönern. Man muss dazu wissen, dass "Che" hier eine Art lockerer Ausdruck unter Freunden ist ("Alter", "mein Lieber", "Kumpel") und somit von jedermann mehrmals täglich genutzt wird. Gesagt, getan: Jonas schnappte sich Pinsel und Farbe und begann mit einer Engelsgeduld sein Werk. Freihand und nur vom Cumputer abgemalt! Et voilà: Es ist ihm gelungen! Es sieht wirklich cool aus, uns gefällt's! Mal gucken, ob wir im Laufe unseres Jahres die anderen Wände des Patios auch noch verschönern...
Soweiso zum Thema Wohnung und Leben allgemein: Insgesamt gefällt mir das WG-Leben ziemlich gut. Ich weiß nicht, ob ich einfach nur sau Glück mit meinen beiden Mitbewohnern gehabt habe oder ob es in allen WGs so schön friedlich zugeht wie bei uns. Auf jeden Fall kommen wir drei bis jetzt wirklich gut miteinander aus, oft wird abends gemeinsam gegessen oder n Film geguckt. Außerdem ist es auch ganz schön, dass, wenn man von der Arbeit nach Hause kommt, jemand da ist, mit dem man in der Küche mal fix ne Runde schnacken und erzählen kann, was am Tag so passiert ist. Ich bin wirklich froh drüber, dass ich nciht alleine wohne, sondern die Jungs hier habe.
Auch unter dem Aspekt betrachtet, dass die beiden sich meistens gemeinsam und voller Zerstörungswut auf die Kakerlaken stürzen, die sich hin und wieder mal in unsere Wohnung schleichen. Da es vergangene Woche wirklich sehr viel geregnet hat und es einfach kalt, nass und ungemütlich war, haben sich mehr Kakaerlaken als sonst zu uns ins Warme geflüchtet. Naja, leider fanden dann hier alle den Tod, indem sie von Simon und Jonas ausgeräuchert wurden. That's life!
Ein weitaus dramatischeres Ereignis musste mein Mitbewohner diese Woche erleben. Jonas arbeitet zusammen mit Hannah, einer anderen Voluntärin, in der Casa San Pablo, einem Sozialprojekt in San Miguel, welches sich vor allen Dingen um die Familien und Menschen im Barrio kümmert. Also befindet sich das Projekt der beiden auch in einer relativ armen und trostlosen Gegend. Nun sind die beiden am vergangenen Mittwoch auf dem Weg von der Bushaltestelle zur Casa San Pablo überfallen worden. Zwei junge Männer kamen den beiden entgegen, bedrohten sie und entrissen ihnen Rucksack und Handtasche, wobei Hannah sogar zu Boden geschleudert wurde. Jonas hatte zum Glück all seine Wertsachen in der Hosentasche, Hannah wurde dadurch jetzt eben Handy und Geld geklaut. Der Schock saß uns allen, aber natürlich vor allen Dingen den beiden, den ganzen Tag lang noch in den Gleidern, auch wenn Jonas später am Abend schon wieder scherzhaft das Fazit ziehen konnte: "Immerhin sind wir die ersten Voluntäre, die dieses Jahr überfallen worden sind."
Trotzdem haben wir alle noch relativ viel über die Sache gesprochen und nachgedacht. Der Überfall hat uns halt wirklich gezeigt, wie gefährlich diese Barrios sein können, gerade wenn man als vermeintlich reicher Europäer alleine unterwegs ist. Auf der anderen Seite fällt es einem immer schwerer wütend oder sauer auf diese Menschen zu sein, die eben andere Leute überfallen oder beklauen. Je mehr man die Menschen und ihre Lebensumstände hier kennenlernt, umso mehr bekommt man mit, in welcher Armut sie teilweise leben. Gerade die Leute aus dem Barrio leben oft am Rande der Existenz... und so klischeehaft es auch klingen mag: Die Armut treibt die Menschen zu kriminellen Dingen wie Überfällen und Diebstahl - weil sie es einfach nötig haben. Traurig, aber wahr.
Insofern hat die Erfahrung, die Jonas und Hannah diese Woche mit dem Überfall gemacht haben, allseits irgendwie komische, zwiespältige Gefühle ausgelöst...

Seit fünf Wochen lebe ich nun "allein" bzw. selbstständig und kann mit ein bisschen Stolz sagen, dass ich mittlerweile einen mehr oder weniger geregelten Alltag erlangt habe, was wirklich schön ist. Es tut gut, ein bisschen Struktur im Tag zu haben, zu wissen was kommt und trotzdem einigermaßen spontan seine Woche planen zu können.
Ich fühle mich immer mehr zu Hause, auch wenn ich letzte Woche das erste Mal Heimweh hatte, was vor allen Dingen mit dem schlechten Wetter und meinen Kopfschmerzen zusammenhing. Jedoch habe ich die ultimative Lösung gegen Heimweh entdeckt: Einfach die gute, alte Hausmannskost aus Mamas Küche nachkochen! So hab ich letzte Woche schön ne Runde Blumenkohl mit weißer Soße und Frikadellen gekocht. Es ist mir sogar einigermaßen gelungen. Jedenfalls waren meine Mitbewohner schwer begeistert und der eigentliche Vegetarier Jonas hat sogar drei Frikadellen gegessen. Welch ein Kompliment ;)
Des Weiteren kann ich berichten, dass ich mich immer mehr an meine Wirkung als große, blonde Deutsche gewöhnt habe. Mittlerweile stört mich das ständige hinterher pfeifen, hupen und angeguckt werden gar nicht mehr sooo sehr. Klar, ist es immer noch nervig und auch irgendwie eklig, wenn so n alter, schleimiger Kerl dir im Vorbeigehen so was wie "süße Schnecke" zuraunt, aber im Großen und Ganzen habe ich diese Eigenart der argentinischen Männer akzeptiert und finde sogar fast, dass es das tägliche Geschehen auf den Straßen irgendwie lebendiger macht.
Ach ja, es gibt noch eine weitere Veränderung: Ich hab mich piercen lassen! Huiiiii... das klingt dramatischer als es ist. Ich habe mir lediglich ein zweites Ohrloch stechen lassen. Ich hab da schon öfter mal drüber nachgedacht und irgendwie fand ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Es tat zwar ganz schön weh, aber mittlerweile ist es gut verheilt und ich kann schon problemlos dran rumspielen. Allderdings hab ich von zu Hause schon n bisschen Gegenwind bekommen, weil ich es erst erzählt habe, als es quasi schon zu spät war. Aber das ist ja schließlich auch ein Vorteil eines Auslandsjahres - ich bin groß und ganz alleine, ohne meine lieben Eltern hier, sodass ich leider nicht alles mit ihnen absprechen kann ;) Naja, mir gefällt's auf jeden Fall, ich find's cool! Aber keine Angst: Das war mein erster und letzter Ausflug in ein Piercing- und Tatoostudio. Versprochen!

Aus La Paloma gibt es gar nicht soooo viel Neues zu berichten. Letzten Donnerstag habe ich mich mit ein paar Mädels auf die Verkleidungskiste gestürzt - das war ein Spaß! Auf einmal verwandelten sich sechs kleine Mädchen, die sonst mit eher dreckigen, zerissenen Klamotten rumlaufen in Prinzessinen, mit allem was dazu gehört: Krönchen, quietscherotem Lippenstift und viel zu großen hohen Schuhen.
Morgen feiern wir "La Fiesta de Primavera" (Fest des Frühlingsanfangs) in La Paloma mit vielen Spielchen und anderen Aktionen. Außerdem machen wir diese Woche mit den Kleinen, die schon seit einiger Zeit zum Thema "Tiere" arbeiten, einen Ausflug in den Zoo von Palermo, worauf ich mich schon sehr freue. Für viele der Kinder wird es das erste Mal sein, dass sie nach Capital fahren... aufregend!


Letzten Samstag habe ich zusammen mit einigen anderen Voluntären an einer Stadtführung durch BsAs Capital teilgenommen. Angeboten wurde diese Führung von Herrn Muhlert, einem wirklich äußerst fitten, älteren Herrn, der seit seiner Rente hier in Argentinien lebt und schon seit Jahren mit den Projekten der IERP und den Voluntären arbeitet.
Die Ausflug glich weniger einer klassischen Stadtführung, sondern eher einem entspannten Bummel durch die Innenstadt, gespickt mit einigen Informationen hier und dort. Die schönste Erkenntnis war für mich, dass nciht ALLES riiiiiiiiiiiiesig ist in BsAs, sonder dass man den Stadtkern bei Bedarf auch ganz gut zu Fuß erlaufen kann. Bei einigen Stops zum Kaffee trinken und Pizza essen hat uns Herr Muhlert dann noch einiges über die Geschichte und Vergangenheit unserer jeweiligen Projekte erzählt, was auch wirklich mal interessant zu hören war. Nach der Stadtführung hab ich den Tag dann noch gemütlich mit Laura und Matheo beim shoppen, kochen und Rotwein trinken ausklingen lassen.

Für alle, die sich (vielleicht auch angeregt durch meine Berichte?) für Argentinien interessieren, habe ich zwei Buchempfehlungen:


"Mein Name ist Luz" und "Im Himmel Tango" - beides von der argetninischen Autorin Elsa Osorio.
Diese beiden Romane habe ich jetzt gerade hier gelesen (schließlich hab ich ja täglich während meiner Busfahrt zwei Stunden Zeit dafür ;) und kann sie durchaus weiter empfehlen. Gerade weil man mehr so nebenbei eine ganze Menge über die argentinische Vergangenheit erfährt, zB. in "Mein Name ist Luz" über die Militärdiktatur in den 70er Jahren, die Kinder, die zu der Zeit aus den Gefangenenlagern gestolen wurden usw. "Im Himmel Tango" behandelt mehr das Buenos Aires des späten 19./frühen 20. Jhds., was auch sehr interessant ist. Zudem wird viel über die Herkunft und Leidenschaft des Tangos erzählt. Durch diese beiden Romane habe ich erstens verstanden, dass Argentinien von den Einflüssen der vielen Einwanderer geprägt ist, zweitens die Bevölkerung schon immer, wirklich immer, in gesellschaftliche Klassen (arm & reich) unterteilt war (was bis heute so ist!) und drittens ein dunkles Kapitel in der eigenen Landesgschichte besitzt, welches gar nicht so lange zurück liegt und von den Menschen noch lange nicht verarbeitet worden ist...

Zum Schluss möchte ich mich noch mal für all die lieben Rückmeldungen bedanken, die ich für meinen Blog bekomme. Es macht umso mehr Spaß meine Erlebnisse aufzuschreiben, wenn ich weiß, dass viele Leute sich für diese Seite interessieren, auch wenn ich nicht mehr ganz so regelmäßig schreibe wie am Anfang. Wer möchte darf mir natürlich gerne schreiben, entweder über die Kommentarfunktion unter den Beiträgen oder einfach per Email an merlesievers@web.de . Ich freue mich über Nachrichten, Feedback und sonstige Post!
Des Weiteren habe ich wieder ein neues Fotoalbum angelegt, wo Bilder aus den letzten zwei Wochen zu bewundern sind.

So, jetzt bin ich müde und verabschiede mich ins Bett.
Liebste Grüße aus dem langsam sonniger werdenen Buenos Aires,
un abrazo
Merle

Montag, 7. September 2009

Projektalltag, mein Alltag, argentinischer Alltag


Sooooo, es ist mal wieder an der Zeit, etwas von mir hören zu lassen.
Es ist wieder viel passiert, aber ich versuche mich trotzdem kürzer zu fassen, als die letzten Male...
Letzten Samstag war ich mit den Kids von La Paloma auf einem "Futbol Callejero", einer Art Fußballtunier, das monatlich stattfindet und an dem sämtliche Kinder- und Jugendprojekte aus BsAs teilnehmen dürfen. Das Ganze ist eine Art Freundschaftsspiel, um die Beziehungen zwischen den Projekten du fördern. Außerdem spielen die Kids nach besonders pädagogisch wertvollen Regeln, die dazu dienen sollen, den doch recht ruppigen Fußballstil der Argentinier einzudämmen. So muss beispielsweise in jedem Team mindestens ein Mädchen mitspielen und Punkte lassen sich sowohl durch Tore als auch durch Fairplay erzielen. Auf jeden Fall war es ein schöner, heißer Tag, den wir da gemeinsam in der Pampa von BsAs verbracht haben. Apropos Fußball: Leider hat Argentinien ja dieses Wochenende gegen Brasilien verloren, woran natürlich NUUUUUUUUR der Schiedsrichter schuld war, "dieses unfaire Schwein!" (Zitat eines Mitarbeiters).
Was in letzter Zeit immer besser läuft, ist die Orientierung in dieser großen, großen Stadt. Natürlich kenne ich mich noch lange nicht aus, aber so langsam verfliegt die Angst bzw. der Respekt vor der Millionenstadt und ich traue mich mittlerweile auch, mich einfach in irgendeinen Bus / Zug zu setzen, dessen Strecke ich nciht genau kenne und einfach mal zu hoffen, dass ich richitg ankomme. Bis jetzt hat's auch immer irgendwie geklappt... Der Verkehr hier in Argentinien ist übrigens nicht ansatzweise mit dem in Deutschland zu vergleichen. Während die Autos sich in Deuschland ja einigermaßen geregelt und strukturiert auf den Straßen bewegen, gleicht das Verkehrsbild hier eher dem gepflegten Chaos. Es gilt nicht "Rechts vor Links", sondern "Größer vor Kleiner" und "Schneller vor Langsamer" (kein Scherz!), was dazu führt, dass besonders die Busse sich des Öfteren einfach mal haarscharf an einer Hausecke oder anderen Autos vorbeiquetschen. Kein Wunder, dass fast alle Autos, die ich bisher gesehen habe, mindestens eine große, fette Beule haben und man häufiger mal Zeuge eines Verkehrsunfalls wird. Zum Glück bin ich bisher noch in keinen reingeraten... naja, ist bestimmt nur eine Frage der Zeit.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlichen bei allen für die lieben Glückwünsche und Geschenke zu meinem Geburtstag bedanken!


Ich hatte einen wirklich schönen Tag und hab mich gefreut, dass so viele an mich gedacht haben, obwohl ich ja nun mittlerweile schon sechs Wochen weg bin (6 Wochen ??? hui, wie die Zeit verfliegt!). Es war toll die Post von meiner Familie auszupacken und von einer Horde gröhlender Freunde angerufen zu werden (wenn auch vier Stunden zu früh ;). Am Freitagabend waren wir in Quilmes unterwegs, wo wir den Abschied einer Freundin gefeiert haben, die jetzt wieder in Bielefeld studiert, und dabei auch gleichzeitig in meinen Geburtstag reingefeiert haben. Am Samstagabend habe ich dann die ganzen Freiwilligen aus BsAs und Umgebung zu uns in die WG eingeladen. Leider haben wir es versäumt, die Nachbarn wegen des Lärms vorzuwahnen und haben uns deshalb etwas unbeliebt gemacht, fürchte ich. Aber nichtsdestotrotz war es ne nette Party und es war schön, alle um sich zu haben.

Jetzt noch kurz ein paar Sätze zu meiner Arbeit: Insgesamt etwickelt sich alles sehr gut. Von Tag zu Tag verbessert sich mein Spanisch, ich verstehe mehr und die Kinder nehmen mich ernster. Natürlich genieße ich noch lange nicht den selben Respekt wie die Mitarbeiter (ich weiß auch nciht, ob ich es überhaupt jemals auf dieses Level schaffen werde ?!), aber heute habe ich es sogar geschafft, alleine das Duschen zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass es keine Großüberschwemmung im Badezimmer gab. Ein kleiner Erfolg!
Allerdings gibt es neben den überwiegend guten auch manche schlechte, bzw. demotivierende Tage. Vergangenen Mittwoch hatten wir beispielweise wieder die wöchentliche Teamversammlung, hier "reunión genannt, bei der das Programm für die nächsten Tage, Probleme und sonstige organisatorische Dinge besprochen werden. Bei diesen Versammlungen wird regelmäßig mein ganzer Stolz über mein vermeintlich gutes Spanisch zunichte gemacht: Ich verstehe so gut wie kein Wort! Auf jeden Fall fühle ich mich im ersten Moment immer so. Klar, die Mitarbeiter haben wenig Zeit, reden deshalb natürlich in einem Affentempo und auf einem ganz anderen sprachlichen Niveau als im täglichen LaPalomageschehen. Nach diesen Sitzungen schwirrt mein Kopf immer so doll, dass ich aus Trotz alles Spanische für diesen Tag aus meinem Leben verbanne. Ich freue mich schon wirklich auf den Moment, wenn ich das erste Mal in dieser reunión sitzen und alles verstehen werde. Hoffentlich kommt dieser Tag irgendwann!
Ansonsten lerne ich die Kinder zur Zeit immer besser kennen, was auf der einen Seite sehr schön, auf der anderen Seite auch teilweise wirklich erschreckend ist. Eine Erfahrung die ich jetzt gerade in der letzten Woche immer öfter gemacht habe, ist das "Mitleid" (blödes Wort, aber ich finde kein besseres) in ganz konkreten Fällen. Zwar wurde mir schon in Deutschland auf den Seminaren und in der Vorbereitung auf das Jahr erzählt, dass viele der Kinder aus armen, sozial schwachen Familien stammen und zum Teil eben auch schon gewaltgeprägte Biografien haben, aber jetzt, wo ich die Kinder täglich sehe und sie als Personen kennenlerne, bekommen die Dinge für mich eine ganz andere Dimension. Letzte Woche Dienstag konnten zum Beispiel die vier Geschwister der Familie "sowieso" nciht kommen, weil ihnen der besoffene Vater das Busgeld weggenommen hat. Bei anderen Kindern habe ich erfahren, dass sie regelmäßig von ihrem Onkel geschlagen werden. Solche Dinge sind schlimm zu hören, aber eben noch mal krasser, wenn man die Kinder kennt, sie täglich sieht und auch erlebt, wie unbeschwert und fröhlich sie sich im Projekt verhalten.
Des Weiteren hat sich meine Einstellung zum Thema Bildung hier etwas gewandelt. Viele der Kinder gehen gar nicht oder unregelmäßig zur Schule. Selbst wenn, dann ist die Schulbildung, die die Kinder hier in den öffentlichen Schulen erhalten oft nicht zu vergleichen mit der deutschen.
Am Anfang war ich schockiert darüber, dass ein 16-jähriger Junge kein einziges Wort auf Englisch kannte oder das 12-jäghrige Kinder nicht mal wissen wo ihr eigenes Land auf der Weltkarte liegt. Mittlerweile bekomme ich immer mehr mit, wie und wo diese Kinder leben. Sie leben in Villas, in Armenvierteln und in besch******* Familien. Da ist es einfach nicht wichtig, dass man Englisch sprechen oder schriftlich dividieren kann !! Sondern da ist es wichtig zu wissen, was esse ich heute, wie sorge ich dafür, dass der kaputte Wasserhahn repariert wird, sodass wir wieder fließendes Wasser haben und wie schütze ich meine kleinen Geschwister vor den Schlägen des Stiefvaters.
Dieses Beispiel soll nicht heißen, dass ich Bildung und Ausbildung der Kinder hier für unnötig oder überflüssig halte (im Gegenteil !), sondern dass ich merke, dass es für viele Menschen einfach nötig ist, ihre Prioritäten anders zu setzen als ich es von zu Hause gewohnt bin, damit überhaupt die Lebensgrundversorgung gesichert ist.
Naja, und bei genau diesen Problemen veruscht La Paloma eben mitanzusetzen. So wie es mir scheint, auch mit Erfolg. Die Kinder kommen gerne und oft auch über Jahre hinweg in das Projekt, sodass sie von La Paloma quasi miterzogen und beim Erwachsenwerden begleitet werden. So hat beispielsweise eine von den Jugendlichen gerade mit 18 ihr erstes Kind bekommen. Ein Erfolg, wenn man dabei beachtet, dass sämtliche andere Frauen aus ihrer Familie vorher immer mit 14 ihr erstes Kind bekommen haben...

So, jetzt ist es doch wieder ganz schön viel geworden. Deswegen ist jetzt auch Schluss!
In meinem neuen Fotoalbum findet ihr Bilder von meinem Geburtstag und den letzten Wochen.
Macht's gut und bis bald.
Saludos, eure von Argentinien beeindruckte Merle