Donnerstag, 15. April 2010

"Ich bin ein Buenos Airisser!"

Vor drei Wochen war es endlich so weit:
Am Abend des 29. März stand ich ganz aufgeregt am Flughafen und habe eine gefühlte Ewigkeit auf meine lieben Eltern gewartet. Nach über einer Stunde Wartezeit kamen sie dann auch endlich aus der Absperrung und die Wiedersehensfreude war groß. Zwar kamen meine Eltern gut an, doch leider gingen auf dem Flug drei der insgesamt vier Gepäckstücke verloren. Uns wurde versprochen, dass die Koffer innerhalb der nächsten zwei Tage ins Hotel geliefert werden würden. Zu dem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, welch eine Odyssee uns bevorstand, denn natürlich tauchten das Gepäck nicht auf - nicht am ersten, nicht am zweiten und auch nicht am dritten Tag. Dementsprechend rief ich vier Vormittage in Folge bei der Fluggesellschaft an, packte mit steigender Wut mein komplettes Vokabular an spanischen Schimpfwörtern aus und meckerte mich so lange durch die gesamte Callcenterabteilung, bis ich am letzten Tag schlussendlich den Abteilungsleiter an der Strippe hatte. Und siehe da: Nachdem ich mich auch bei diesem "netten" Herren über die Inkompetenz seines chaotischen Saftladens ausgelassen hatte, standen am nächsten Morgen (zwar vier Tage zu spät, aber immerhin!) die Koffer meiner Eltern in der Tür. Dieses Gezeter mit dem fehlenden Gepäck brachte also einen etwas nervigen, unschönen Start mit sich, aber nichtsdestotrotz begannen wir die gemeinsame Zeit zu nutzen. So machten wir zum Beispiel gleich am ersten Nachmittag eine Stadtrundfahrt durch die Innenstadt und zu den Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires. Auf dieser Stadtrundfahrt prägte Papa außerdem den Satz "Ich bin ein Buenos Airisser!", als er ganz stolz die Route des Busses auf einem Stadtplan mitverfolgen konnte, woraufhin ich mir dann den Rest der Woche erklären lassen durfte, wo die jeweils gesuchte Straße sei und das ich mich ja überhaupt nicht auskennen würde ;-)
Des Weiteren besichtigten Mama und Papa natürlich auch unsere WG, die meine Mutter spontan als "n bisschen ranzig, aber sympatisch" betietelte. Ich vermute, dass sie sich etwas an ihre Studentenbude erinnert fühlte...
Und dann kam der Tag, an dem ich meine Eltern mit nach La Paloma genommen habe. Dort angekommen, haben wir erst mal gemeinsam mit meinen Kollegen das ganze Charity-Gepäck ausgepackt. Viele Freunde aus Deutschland haben alte Fußballsachen, Kleidung, Spiele, Puzzle und Tuschkästen gespendet, sodass insgesamt zwei riesige Koffer voller toller Dinge zusammengekommen sind. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle !!! Alle haben sich wahnsinnig über die Sachen gefreut. Die Fußballsachen werden für besondere Anlässe, wie zum Beispiel Geburtstage, aufgehoben und die Spiele und Puzzle sind sofort in den täglichen Gebrauch übernommen worden. Ganz La Paloma ist jetzt am Ausprobieren der neuen Spiele und ich bin ständig damit beschäftigt, die deutschen Spielanleitungen zu übersetzen und zu erklären. Es war toll, meine Eltern mal mit ins Projekt zu nehmen, ihnen alles zu zeigen und einen Eindruck davon zu vermitteln, worin meine tägliche Arbeit besteht. Außerdem waren die Kinder und meine Kollegen natürlich auch ganz gespannt, meine Familie kennenzulernen. Die Kinder zeigten sich besonders von der Größe meiner Eltern beeindruckt. Hinterher flüsterte ein 6-jähriger Junge mir zu "Merle, dein Papa ist ja 3x so groß wie ich. Stößt der sich nicht den Kopf an der Tür?"
Ansonsten verbrachten wir die Zeit mit den typischen Buenos-Aires-Aktivitäten: Wir waren shoppen, haben eine Tangoshow besucht, waren im Boca Juniors-Stadion und haben ein Fußballspiel gegen Rosario gesehen (leider hat Boca 1:2 verloren), sind essen gegangen, haben einen Tagesausflug nach Tigre gemacht und waren sogar ein mal in der Oper, wo wir die Premiere des "Fidelio" gesehen haben.
In der letzten Woche ging es dann noch mal für drei Tage nach Iguazu, wo wir dank meines Mitbewohners, der ein paar Tage zuvor auch mit seiner Familie nach Iguazu geflogen war, den Kontak zu einem Fahrer vermittelt bekamen, den wir dann für die Dauer unseres Aufenthaltes quasi als unseren Privatchaufeur engagierten. Der gute Mann hat uns durch die Gegend gefahren, uns Restauranttipps gegeben und sogar eine Tagestour mit uns gemacht, sodass wir Paraguay, Brasilien und Argentinien an einem Tag bereisen konnten. Highlight des Trips waren natürlich wieder die riiiiiiiiiiiesigen, wunderschönen Wasserfälle !!
Tja, und dann neigte sich der Besuch meiner Eltern auch schon dem Ende zu und sie flogen zurück nach Kiel, diesmal mit vollständigem Gepäck.
Es war ganz schön mal wieder ein bisschen Familie um sich zu haben und vor allen Dingen zeigen zu können, wie mein Leben hier ist!
Jetzt genieße ich noch die letzten drei Monate in der Ferne (ja, drei Monate nur noch !! Time is runnig!!) und dann freu ich mich auch schon ganz doll darauf, all die lieben Leute zu Hause wiederzusehen...

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