Samstag, 26. Juni 2010

Fiesta Fiesta Fiesta

Meine Zeit hier geht zu Ende... Die letzten vier Wochen sind angebrochen. Irre, wie schnell das ging...
In den letzten Wochen ist wieder wahnsinnig viel passiert und dadurch, dass man das Gefühl hat, die Zeit rinne einem durch die Finger, erlebt man alle Ereignisse irgendwie noch intensiver, als sie sowieso schon sind. Nun denn: Die vergangenen Wochen waren sehr feierintensiv. Angefangen bei der WM:
Da wir in unserer WG keinen Fernseher haben, müssen wir wohl oder übel immer in unsere Lieblingskneipen hier in Flores gehen, um die Spiele zu gucken. Eines Morgens war ich dann also um 8.30 Uhr mit meinem Mitbewohner Simon in 'ner Pizzeria, um das Argentinenspiel gegen Südkorea zu sehen. Es war krass mitzuerleben, wie der ganze Laden bei jeder noch so kleinsten Torchance der Argentinier auf den Beinen stand... und wenn dann ein Tor gefallen war, sah man, wie die Leute auf den Stühlen und Tischen standen, wildfremde Männer lagen sich jubelnd in den Armen und weinten vor Freude - ein Schauspiel! Naja, am Ende gewann Argentinien dann 4:1. Ein anderes kurzes Beispiel zur Fußball-Euphorie der Argentinier: Nachdem die Argentinier das erste Vorrundenspiel 1:0 gegen Nigeria gewonnen hatten, gab es am nächsten Tag in der "La Naciòn" (größte argentinische Tageszeitung, in etwa vergleichbar mit der FAZ oder der ZEIT) einen 18 (!)-seitigen Sportteil, in dem auf 14 Seiten über das überragende Spiel, den großartigen Fußballgott Maradonna und ein Zitat des absoluten Weltklassespielers Messi berichtet wurde. Wenn's um Fußball geht, haben die Argentinier echt 'n Schuss !! Da nimmt der sowieso schon große Nationalstolz noch mal ganz andere Dimensionen an... Wir sind mal gespannt, wie die beiden Spiele morgen aussehen... Sollte Deutschland im Viertelfinale wirklich auf Argentinien treffen, dann "Gnade uns Gott!"

Des Weiteren haben wir letzten Samstag den Geburtstag von Simon gefeiert, was gleichzeitig auch so ein bisschen die letzte große Party war, die wir als WG in unseren vier Wänden geschmissen haben. Geladen war ein buntes Publikum an Voluntären, Kollegen aus den Projekten, Nachbarn und sonstigen Freunden, es quetschten sich gefühlte hndert Leute in unsere vielleicht 70m²-Wohnung. Es wurde ein denkwürdiger Abend mit vielen gemischten Leuten, gemischter Musik, Chili con Carne und viel Alkohol! Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, dachte ich echt ich wäre im falschen Film!!! Ich habe unsere Wohnung noch NIE so dreckig gesehen, der Boden klebte vor Schmutz, auf unserem Wohnzimmerfußboden schwamm eine riesige Bierpfütze, es roch wie in 'ner Kneipe und in unserem Badezimmer ist der Spülkasten kaputt gegangen, sodass alles unter Wasser stand. Zu allem Überfluss klingelte in diesem Moment (um 11 Uhr morgens!) auch noch unsere ältere, etwas spießige Nachbarin von oben und bat mich darum, dass wir doch bitte den Hausflur wischen sollten, der ja nun sehr schmutzig wäre. Außerdem sei sie sehr müde, da sie gerade von der Beerdigung ihrer Mutter käme und am Abend vorher ja wegen der lauten Musik nicht richtig hatte schlafen können... Ich war in diesem Moment einfach so peinlich berührt und mir tat es für die arme Frau soooo entsetzlich leid, dass ich mich tausendmal auf noch-halb-verschlafenem, gestammeltem Spanisch bei ihr entschuldigte und versprach, den Hausflur zu putzen. Zum Glück hatten wir ein paar Übernachtungsgäste, die uns danach trotz heftigster Katerstimmung beim Aufräumen und putzen der Wohnung halfen. Insegsamt verwendeten wir einen kompletten 5 Liter-Kanister chlorhaltiges Putzmittel, um den Boden (und den Hausflur!) zu wischen... Starker Abend (und noch stärkerer Morgen) war das!

Einen Tag später fuhren wir dann alle zusammen auf das Abschlussseminar der IERP nach Baradero. Dort trafen dann das erste mal seit dem Anfangsseminar ALLE 41 Voluntäre aufeinander. Es war sehr schön, alle wiederzusehen und zu gucken, wie sich die anderen in dem Jahr entwickelt haben. Insgesamt verlebten wir fünf tolle, intensive Tage miteinander, die geprägt waren von Fußball gucken, reden, Erfahrungen austauschen, Reflexion und Vorbereitung auf die ersten Schritte in Deutschland. Und obwohl man sich natürlich auch so schon viele Gedanken über den Abschied und die Rückkehr macht, war es trotzdem gut, sich im Rahmen der Seminararbeit darüber klar zu werden, was einen erwartet. Insgesamt habe ich das Gefühl, auf dem Seminar meine Gedanken und Gefühle diesbezüglich etwas sortiert zu haben. Besonders hinsichtlich der Freundschaften, Erfahrungen und Ansichten, die ich in dem Jahr gewonnen habe und die ich mit nach Deutschland nehmen will. Am letzten Abend wurde dann (mal wieder) ordentlich gefeiert. Abschiedsgeschenke wurden überreicht, ein bisschen Impro-Theater gespielt, getanzt und Glühwein in Massen getrunken. Am nächsten Morgen sind dann alle für die letzte Etappe in ihre jeweiligen Projekte zurückgefahren, um die letzten Wochen noch mal voll und ganz zu nutzen.

Fotos von den ganzen Festivitäten gibt's natürlich wieder im neuen Album zu sehen.
un abrazo
eure Merle

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