Mittwoch, 27. Januar 2010

Reisebericht: Viva la Vida !

Sooooo, seit drei Tagen bin ich wieder wohlbehalten von meiner großen Reise nach Buenos Aires zurückgekehrt. Da ich in den drei Wochen einfach zu viel erlebt und gesehen habe, als das ich es in einem langen Text beschreiben könnte, werde ich einfach in Form eines stichwortartigen Reisetagebuches von den letzten vier Wochen erzählen. Also...
4. Januar: Rio de Janeiro
- nach gutem, wenn auch anstrengendem weil vorher wenig geschlafen, Flug in Rio gelandet und zum Glück ohne Einreiseschwierigkeiten ins Land gelassen worden
- im Hostel endlich Annika getroffen und erst mal Schlachtplan für die nächsten zwei Wochen entworfen
- gemacht:
+ Pao Azucar (der Zuckerhut) : joar, ganz coole Aussicht über die Stadt, war leider n bisschen bewölkt an dem Tag
+ Christo Redentor (die berühmte Christostatue, die ihre Arme über Rio ausbreitet) : ziemlich krasser, etwas einschüchternder Eindruck, den diese wirklich riiiiiiiesige Statue vermittelt, ebenfalls tolle Aussicht über die Stadt, dieses mal mit guter Sicht
+ an der Copacabana (bedrphmtester Strand von Rio) gesessen und Kokosnusswasser getrunken. Das macht man in Brasilien an jeder Ecke: Kokosnüsse leer trinken und dann das Fleisch aufessen - sehr lecker!
+ am Strand von Ipanema gebadet
+ viel rumgelaufen, den großen See angeguckt, das Künstleriertel Santa Theresa, die Füßgängerzone usw
+ am letzten Abend in Lapa (dem Partyviertel von Rio) essen gegangen und die Sambamusik gehört, die in allen Bars und Restaurants live gespielt wird, dort ist mir mein erster brasilianischer Caipi ganz schön zu Kopf gestiegen ;)
- insgesamt hat mir Rio sehr gut gefallen, eine tolle, lebendige, farbenfrohe Stadt... die vielen Favelas (Armenviertel) im Norden der Stadt trüben das Bild vielleicht ein wenig, von der in den letzten Jahren angeblich drastisch gestiegenen Kriminalitätsrate haben wir zum Glück gar ncihts gespürt, im Gegenteil: ich hab mich die ganze Zeit eigentlich sehr sicher gefühlt!

7. Januar : Campo Grande
- Weiterfahrt nach Campo Grande, einer kleinen Stadt im Panthanalgebiet (so nennt sich der tropische Süden Brasiliens) - 22 Stunden Busfahrt: Uff !
- in Campo Grande angekommen sofort eine Tour ins Panthanal gebucht, allerdings müssen wir noch mal 4 Stunden bis zur Pousada (Hotel/Farm/Hostel) ins Grüne fahren
- jetzt wohnen wir also für drei Tage in der hübschen, kleinen Pousada Santa Clara, die sich mitten im Nichts befindet. am ersten Abend freunden wir uns gleich mit unserer international gemixten Zimmerbelegschaft an und genießen zusammen das typisch brasilianische Essen (Fleisch, Reis, Bohnen) und den Cachaca der Hausmarke
- am nächsten Morgen gehts um halb 5 los zur Safari: irre viele Krokodile !!!!!!! unglaublich viele !!!! echt unheimlich !!!! ansonsten: Tukane, Rehe, Papageien, Nasenbären, Wasserschweine usw....
- am Nachmittag: Bootstour durch den Fluss, leider hat es die ganze Zeit gegossen wie aus Eimern - Regenzeit halt!
- Highlight: Fahrt durch den Matsch während wir in quietschgelben Regenmänteln im Matschregen draußen auf der Ladefläche eines Geländejeeps stehen durften. Hat meeeega Spaß gemacht !!
- insgesamt war's echt mal ne coole Erfahrung n paar Tage auf so ner Ranch mitten in der Wildnis zu leben, die Moskitos haben uns zwar während der Zeit aufgefressen, aber damit kann man leben, außerdem haben wir dort echt ganz coole Leute kennengelernt

10. Januar : Bolivien
- Weiterfahrt nach Bolivien, zum Glück durch irgendwelche Kontakte mit der Dame Claudine (vielen Dank noch mal an dieser Stelle ;) noch rechtzeitig an Tickets für den Bus nach Santa Cruz gekommen
- von Santa Cruz aus sollte es dann eigentlich weiter in Richtung Uyuni (dort befinden sich die größten Salzwüsten der Welt) gehen
- da wir allerdings für eine Strecke von ca. 400 km fast 16 Stunden (!) gebraucht haben, da die Straßen in Bolivien einfach dermaßen unausgebaut sind und die Busse in Deutschland nciht mal mehr als Schulbusse fahren dürften, entschieden wir uns in Santa Cruz kurzfristig (nach einer durchzächten Nacht auf dem Bahnhof) unsere Route zu ändern und dementsprechend nciht nach Uyuni (wohin wir noch mal ca. anderthalb Tage gebraucht hätten) sondern schon in den Norden Argentiniens zu fahren
- so waren wir insgesamt leider nur ca. 48 Stunden in Bolivien, haben in dieser Zeit allerdings fast den ganzen Süden durchquert und so einen Eindruck vom Land bekommen: Bolivien wirkte auf mich wahnsinnig schön, überall grüne Landschaft, sehr freundliche aber gößtenteils auch sehr sehr arme Menschen
- was das Reisen in Bolivien natürlich einfach macht, ist , dass alles so grandios billig ist (für ein vollwertiges Essen mit Fleisch, Reis, Salat, Soße, Bohnen usw. zahlt man ca. 1€)
- auf der anderen Seite ist das Land sehr chaotisch und unstrukturiert: unser Bus nach Santa Cruz war beispielsweise einfach mal überbucht, sodass sechs junge Männer während der ganzen 16 Stunden Nachtfahrt über die holperigen Straßen im engen Mittelgang des natürlich unklimatisierten Busses sitzen mussten
- trotz alledem hat mir Bolivien sehr gefallen und hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir auch gerne noch mehr Zeit in dem Land verbracht... naja, so ging es für uns also weiter nach...

12. Januar : Jujuy

- auf der Fahrt von Yacuiba (Bolivien) nach Jujuy (Argentinien) gerieten wir mit unserem Nachtbus in eine mehr oder weniger spektakuläre Drogenkontrolle. An der Grenze wurde unser Bus auf einmal von einer Horde Polizisten mit Spürhunden, Waffen etc. gestürmt. Anscheinend wurden in dem Bus Drogen geschmuggelt (also Kokain, Bolivien gehört ja schließlich zu den Top-Koksexporteuren der Welt), weshalb alle Fahrgäste aussteigen, sich abtasten lassen mussten und ihr Gepäck komplett auspacken (argentinische Polizisten machen sich ganz offensichtlich keine Vorstellung davon, wie lange es dauert, einen Wanderrucksack geschickt zu packen!), durwühlen lassen und wieder einpacken. Am Ende wurden sogar ncoh die Sitze im Bus stichprobenartig aufgeschlitzt, um zu gucken,ob sich im Polster der Sessel Drogen befinden. Nach dieser, schlussendlich dann doch erfolglosen, nächtlichen Suchaktion an einer einsamen Plizeistation mitten im Nirgendwo durften wir dann doch so gegen 3 Uhr morgens mit fast drei Stunden Verspätung weiterfahren.
- in Jujuy suchten wir uns ein ganz, ganz süßes Hostel mitten im Stadtzentrum, das mit so hübschen Wandmalereien bemalt war
- am ersten Tag wollten wir einen Auflug zu den berühmten heißen Quellen ("Thermas del Rey") machen, leider gab es einen Wolkenbruch (Regenzeit!), sodass wir uns in ein naheglegenes Hotel flüchteten. Das Hotel hatte zufällig einen Spa-Bereich im Erdgeschoss, wo man ebenfalls in den heißen Thermen baden konnte: Gesagt, getan! so haben Annika und ich 2 Stunden in der Luxus-Spaabteilung eines Burghotels gechillt, während es draußen prasselte
- durch den harten Wolkenbruch ist an dem Tag der Bergfluss so stark angestiegen, dass einige Menschen von der starken Strömung mitgerissen wurden. Als wir gerade auf dem Weg zum Bus waren, haben wir die Rettungsaktionen von Polizei und Bergwacht mitbekommen. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass zum Glückkeiner gestorben ist, allerdings lagen wohl mehrere Personen schwer verletzt im Krankenhaus
- weiteres Highlight: Tour zu den Salzwüsten !! (insofern haben wir unsere Salzwüsten also doch noch bekommen. Waren zwar nciht die bolivianischen, dafür die argentinischen :) Am dritten Tag in Jujuy haben wir eine Tour in die Berge gebucht. Insgesamt bestand unsere Gruppe nur aus 4 Personen und einem Fahrer, der uns dann in die Berge kutschiert hat. Der Weg zu den in 4170m Höhe liegenden Salzwüsten führt über eine der schönsten Landschaftsstriche, die ich jemals gesehen habe: die "Tierra de 7 colores" (Erde der 7 Farben) !!!!!! Wunderschöne Natür gab es dort zu besichtigen.
Als wir dann nach vier Stunden Fahrt endlich oben bei den Salzwüsten ankamen, bot sich uns ein wirklich fantastischer Anblick!! Eine Wüste aus Salz mit lauter kleinen Kristallen vor einem himmelblauen Hintergrund. Das sah wirklich atemberaubend schön dort aus!
Dort oben haben wir dann noch in einem kleinen, hunzeligen Restaurant, naja eigentlich war es mehr das Wohnzimmer einer dort lebenden Familie, gegessen. Es gab eine regionale Spezialität: Lamafleisch! war sehr lecker, hat sich geschmacklich jetzt aber nciht sonderlich von nem dünnen stück Rindfleisch unterschieden, fand ich.
Auf dem Weg runter nach Jujuy machten wir dann noch einmal Rast in dem kleinen Dorf Purmamarca, wo Annika und ich ausgiebig über eine kleine Feria bummelten. Dort habe ich mir einen coolen, bunten Rucksach aus Leinen gekauft :)
- abends saßen wir noch mi selbstgekochter Pasta auf unserem Balkon im Hostel und unterhieltenuns mit einer Backpackerin aus Passau, die wir dort kennngelernt hatten. Das Mädel reist seit 4 Monaten nur mit Zelt und Rucksack ganz alleine durch Südamerika. Hinzu kommt, dass sie sher wenig Geld hat und daher vollkommen minimalistisch lebt, in der Wildnis zeltet, trampen geht usw. Bis jetzt ist ihr noch ncihts Böses widerfahren... trotzdem glaube ich, dass meine Eltern bei dieser Vorstellung ein Jahr lang nicht ruhig schlafen würden ;)

15. Januar: Cachi & Salta

- wir mahcen uns auf Richtung Süden und steuern den Bahnhof von Salta an. Dort bleiben wir jedoch nicht lange, sondern nehmen direkt den nächsten Ruckel-Zuckel-Bus nach Cachi (ein kleines Bergdorf im Norden von Salta). Die 5-stündige Busfahrt hoch nach Cachi führt an atembraubend tiefen Schluchten entlang, die Tour wäre echt nix für Leute mit Höhenangst. Außerdem kurvte der Busfahrer dermaßen schnell um die Ecken und Kanten der Straße, dass er sogar einmal ein ihm entgegen kommendes Auto gerammt hat.
In Chachi blieben wir schlussendlich nur eine Nacht, da erstens unser Geld langsam knapp wurde und es zweitens auch nciht so viel dort zu sehen gibt. Ist halt ein süßes, verschlafenes Dörfchen mit ein paar Restaurants, Kneipen und einer lustigen uralten Dorfbibliothek, in der teilweise einhundert Jahre alte Bücher geführt werden.

16. Januar:

- wieder in Salta angekommen, suchten wir uns ein cooles Hostel mit Dachterrasse
- haben dann an einem Nahcmittag die Stadt erkundet: hübsch, friedlich, tranquilo eben... Salta hat sehr hübsche Kirchen!
- abends waren wir in einem Restaurant namens "Viejo Jack" essen, in dem wir jeder ein richtig dickes, typisch argentinisches Stück FLEISCH verputzten.

17. Januar:

- am Sonntag bestiegen wir dann gemeinsam den Bus in Richtung Foz de Iguacu, wobei ich schon 2 Stünden früher in Eldorado ausstieg, da dort mein Zwischenseminar der IERP stattfand und Annika weiter nach Iguazu gefahren ist.

Insgesamt war es eine saucoole Reise, in der wir zwar viel Zeit mit Busfahren, Warten und Anstehen verbracht haben, aber gleichzeitig wunderschöne Teile des südamerikanischen Kontinents bereist haben. Viel gesehen, viel erlebt, viel gelernt!


Anschließend hatte ich wie gesagt noch eine Woche Zwischenseminar in Misiones, Eldorado. Das Seminar hat, wie schon die Capacitación am Anfang meines Aufenthaltes, suuuuper viel Spaß gemacht. Es war toll, die ganzen anderen Voluntäre wiederzusehen, sich auszutauschen, zu erzählen usw. Insgesamt war es gut, mal so nach der Hälfte der Zeit inne zu halten, gemeinsam zu reflektieren und zu überlegen, wie es im nächsten halben Jahr weiter gehen soll.
Highlight des Seminars war ganz klar der Ausflug zu den "Cataratas de Iguacu" (die berühmten Wasserfälle an der argentinisch-brasilianischen Grenze) !! Das war schon echt irre zu sehen, welche Wassermassen dort donnernd in die Tiefe stürzen. Außerdem befinden die Wasserfälle sich in einem riesigen Nationalpark, was heißt, dass man an so einem Tag im Nationalpark hunderte von wilden Tieren entdecken kann. Nasenbären, riesige Spinnen und was mir am besten gefallen hat: tausende, kunterbunte Schmetterlinge!! Zwischenzeitlich hat man sich echt so ein bisschen wie Mogli im Dschungel gefühlt :)
Der Abschiedsabend unseres Seminars wurde natürlich groß inszeniert: Es gab eine kräftige Bowle, spontane Musiksessions und eine schöne Runde Herzblatt als großes Abschlussspiel für die Gruppe. Die Fotos von diesem lustigen Abend sind wie immer im neuen Album zu bewundern.

So, jetzt bin ich schon seit fünf Tagen wieder zu Hause in der Salala und der Alltag hat mcih bereits wieder. Arbeiten gehen, Wäsche waschen, einkaufen, Berichte schreiben... all solche Dinge warten auf mich. Die unglaubliche Hitze, die derzeit die Stadt beherrscht, macht das Angehen dieser Dinge nciht gerade einfacher. Zur Zeit haben wir so Temperaturen um die 29/30°C, d.h. man ist eigentlich die ganze Zeit klitschnass - entweder weil man gerade duschen war oder weil man schon wieder schwitzt :)

In diesem Sinne sende ich euch ein bisschen Wärme ins kalte Deutschland.
Macht's gut y VIVA LA VIDA !!
eure schon wieder schwitzende Merle

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