Als erstes möchte ich von unserem Campamento in Mar de Ajó, einem kleinen Ort an der Südküste Argentiniens, berichten.
Letzte Woche ist also ganz (!) La Paloma, alle Kinder, alle Jugendlichen und alle Mitarbeiter, für vier Tage auf's Campamento gefahren, welches für mich in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich war (noch mal zur Erklärung: ein Campamento ist quasi wie ne Klassenfahrt, ein Ferienlager, ein großer Ausflug...).

Es ging damit los, dass vorher die Ansage gemacht wurde: Wir treffen uns alle am Donnerstagmorgen um 7 Uhr in La Paloma zur Abfahrt. Wer ist natürlich um halb 6 morgens aufgestanden, hat sich im Halbschlaf zum Bus geschleppt, um dann um Punkt 7 in La Paloma zu sein ?? Richtig: die naive, deutsche Voluntärin! Und wer war noch um Punkt 7 dort? Richtig: niemand !! (von dem kleinen, kleffenden Hund, der im Projekt wohnt mal abgesehen) Meine Mitarbeiter trudelten dann irgendwann gegen viertel vor 8 ein und die Kinder kamen sowieso alle ne Stunde zu spät. Hätte ich mir eigentlich auch vorher denken können, dass ein Treffen um 7 Uhr morgens von Argentiniern angesetzt unmöglich ernst gemeint sein kann und demzufolge auf keinen Fall wörtlich genommen werden sollte. Naja, wieder was gelernt.
Auf der Fahrt nach Mar de Ajó, was übrigens wörtlich übersetzt "Meer des Knoblauchs" heißt (kommt daher, weil die Bauern in der Gegend ihren Knoblauch im Meer auswaschen, bevor sie ihn verkaufen - kein Scherz!), konnte ich dann zum Glück noch ein bisschen Schlaf nachholen. Leider zog sich die Fahrt unglaublich in die Länge, sodass wir für eine Strecke von 380 km alles in allem sechs Stunden unterwegs waren. Hinzu kam, dass acht unserer insgesamt über vierzig Schützlinge sich während der Fahrt übergeben mussten, da sie einfach nicht an Reisen in einem Doppeldeckerbus, in dem es hin und wieder auch mal schaukelt, gewöhnt sind. Die Hinfahrt war also für alle ziemlich strapaziös.



Zu dem Ort, wo wir mit allen untergebracht waren (einer Art Schullandheim an das wir über die Familie einer Mitarbeiterin gelangt sind), muss ich sagen, dass das Ding wahrscheinlich keiner deutschen Hygiene- Sichherheits- oder sonst was- Kontrolle standgehalten hätte: 7-Personenzimmer auf einer Fläche von vielleicht fünf Quaratmetern, morsche, dreistöckige Bettgestelle, Badezimer voller Dreck und Spinnweben, Kakerlakennester unter der Spüle, schimmelige Decken, Türen und Fenster... von den durchgelegenen, mit Ungeziefer verseuchten Schaumstoffmatratzen ganz zu schweigen. Trotzdem waren die Kinder völlig begeistert von dem Ort und fingen direkt an, ihre paar Habseligkeiten in den feuchten Schubladen ihrer Zimmer zu verstauen. Ein Mädchen hat sogar noch mal nachgefragt, ob es richtig ist, dass sie ein ganzes Bett für sich alleine hat und ob sie das wirklich nicht mit jemandem teilen müsste. Diese Reaktionen der Kinder lassen irgendwie darauf schließen, wie die Umstände wohl bei ihnen zu Hause sind, wenn sie auf die morschen Zustände in dem Heim schon so positiv reagieren. Aber vielleicht setze ich da meine europäischen Standard gewohnten Maßstäbe auch etwas hoch an...


Totz dieses unschönen Ereignisses am Ende, war es jedoch ein tolles, lebendiges Campamento, das wir gemeinsam am Meer verbringen durften und das hoffentlich einen guten Start in ein weiteres Jahr La Paloma bringt!
Ein weiteres Highlight der letzten Wochen war außerdem das Konzert von Coldplay im großen Riverplate-Fußballstadion !! Echt irre !! Eins der besten Konzerte, die ich bisher besucht habe! Obwohl ich vorher gar nicht so ein goßer Coldplayfan war, muss ich sagen, dass mich das Konzert echt beeindruckt hat. Wir standen ganz weit vorne, sodass die wirklich ziemlich krasse Bühnenshow direkt auf uns eingewirkt hat. Das war echt n cooler Abend !! Und schon steht das nächste Konzert auf dem Programm: Nächste Woche geht's zu Nelly Furtado. Ich sag ja: Konzerttechnisch nehm' ich alles mit, was geht! In Deutschland sind die Karten wieder drei mal so teuer...


Irgendwie neigten die beiden Damen allerdings dazu, alles zu ersetzen, was ihnen kaputt oder alt vorkam. So gab es - schwupps - einen neuen Fußball für La Paloma und beim armseligen Anblick unserer Blechpfanne neues Teflon (!) -Kochgeschirr für die WG. Echt cool !!
Am besten guckt man sich einfch die Fotos an, die geben einen guten Eindruck von dem Besuch meiner absolut mutigen, fitten Omas!
Auf jeden Fall war es toll, Besuch von zu Hause zu bekommen, alles zeigen zu können und wieder ein bisschen Familie zu spüren. Und zum Glück, geht das mit den tollen Besuchen aus der Heimat gleich weiter, denn in zwei Wochen kommen schon meine lieben Eltern in die Stadt der guten Lüfte - juppiiiie !!

Macht's gut, lasst euch nicht zu sehr vom grauen Schmuddelwetter die Laune verderben.
Sonnige Grüße aus der Hängematte im Patio sendet euch
Merle
PS: ach ja, eine Neuigkeit habe ich noch: Gestern haben mein Mitbewohner und ich n absolut cooles, retromäßiges Sofa für unsere WG besorgt, so n altes zwei Personen - Sofa mit olivgrünem Lederbezug. Haben wir beim Sperrmüll auf der Straße gefunden :)
oh merlchen diese geschichten und bilder machen einen wirklich nostalgisch...hach...genieß das noch...(krass bei unserem campamento damals ist auch ne kamera am letzten abend veschwunden...wurde aber zurückgegeben, da war ich von den pädgogischen methoden der mitarbeiter auch sehr beeindruckt)...besos a todos....hier will der blöde winter einfach nicht verschwinden...was macht eigentlich dein tangotanzen? anna
AntwortenLöschenHallo :))
AntwortenLöschenIch bin Kadda aus Freudenstadt in BW und hab auch vor nächstes Jahr ein FSJ in Argentinien zu machen. Dein Blog hat mir mega gefallen und ich würde (vor allem wegen der super geographischen Lage) am liebsten genau an diese Stelle kommen. Deine Entsendeorganisation ist ja das Nordelbische Missionszentrum, jetzt weiß ich nicht ob es in meiner Nähe auch eine Möglichkeit gibt mit dieser Organisation zu la Paloma zu kommen. Vor allem wegen Vorbereitungsseminaren etc, werde ich nicht nach Hamburg fahren können... ich würde mich um ein paar Infos von dir freuen:)
meine e mail adresse: katharina.steim@googlemail.com
lieben Gruß
Kadda